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Montag, 6. Januar 2014

Vegan, aber wie?

So jetzt ich auch mal... mit veganen Startertipps!

Nach dem Kommentar einer lieben Leserin hab ich mir selbst Gedanken über das Thema gemacht.
Ich esse (lebe) nun seit über einem Jahr vegan.

Generell nenne ich mich selten Veganerin, andererseits könnte man dazu gleich die Grundsatzfrage aufwerfen, ab wann ist man nun eigentlich Veganer?

Ich persönlich finde, es gibt keine Grenzen zwischen ein bisschen vegan und Superveganer. Es ist meines Erachtens nie zu 100% möglich vegan zu leben, bis ins kleinste Detail. Aber jeder sollte seine eigene Nische finden.

Vegetarier z.B. sind bei Fleischessern genauso bescheuert wie Veganer… wobei, fast etwas weniger, weil viele sagen mir immer „also wenn du Vegetarier wärst, das würde ich ja noch verstehen, aber Veganer?“ während viele Veganer über die heldenhaften Vegetarier eher die Nase rümpfen und sich denken: „schon klar, du isst kein Fleisch weil dir die Tiere leid tun… mal überlegt wo Käse, Milch und Eier herkommen?“ Nun gut, jeder kennt die Argumente, dass Kühe doch auch so Milch geben (hirnklatsch) und weiß wie weit man ausholen müsste, um überhaupt erstmal auf das Niveau dieses Gesprächs runter zu kommen.

Generell finde ich jedoch, ist ein Vegetarier jemand, der kein Fleisch ist, und da muss man nicht erst nachfragen, ob er denn dann auch keinen Käse mit natürlichem Lab, Gummibärchen oder Chips mit tierischen Bestandteilen isst. So ist es zumindest für mich ;) Deswegen ist ein Veganer in meinen Augen jemand,
der keine tierischen Produkte zu sich nimmt. Ob er das immer macht, bis ins kleinste Detail, ob er dann explizit bei Kosmetik, Reinigungsmittel, Kleidung usw darauf achtet, das ist immer persönliches Ermessen.

Ob man nun gleich Flexitarier ist, wenn man im Sommer beim Grillen mal ein Stück Fleisch ist, bei den Verpackungen nicht ganz so genau nachliest welche Inhaltsstoffe drin sind, oder ob ein Veganer der noch Honig ist nun eigentlich Vegetarier sein müsste… wen kümmerts?

Macht euch nicht so viele Gedanken um die Bezeichnungen, findet die Ernährung, die für euch richtig ist und euch gut tut.

Auch wenn es von Außen oftmals den Anschein hat, dass ihr doch für das Wohl der Tiere Vegetarier oder Veganer werden solltet – in erster Linie werdet ihr es für euch! Deswegen sollt ihr auch nur so weit vegetarisch/vegan leben, wie es sich für euch richtig anfühlt und wie weit ihr es in eueren Alltag einbinden könnt.

Das kann jede Woche ein Stückchen mehr sein, kann aber auch gleichbleibend bei einmal die Woche Fleisch oder so bleiben. In jedem Fall tut ihr euch, euerer Gesundheit und Tieren und Umwelt mit jedem veganen Gericht, Kosmetik oder pelzfreiem Kleidungsstück etwas Gutes.

Bei mir hat es auch gedauert, bis ich viele alte Gewohnheiten abgelegt und durch neue vegane Alternativen ersetzt habe. Gleichzeitig habe ich mich im letzten Jahr nicht nur zum veganen hin entwickelt, besonders in Kosmetik und Reinigungsmittel bin ich in vielen Dingen auch gleich auf Naturprodukte umgestiegen. Meine Haare bekommen keine Färbung mehr, sondern Henna, ich brauch keinen Schaumfestiger und keine Haarspülung mehr und mein Schminkzeug besteht aus Augenbrauenstift, Mascara und Abdeckstift – beim Ausgehen auch etwas Rouge und das wars.

Es gibt leider immer noch Produkte, auf die ich bisher nicht verzichten möchte, bzw. noch keine adäquaten Alternativen gefunden habe. Auch mit Honig bin ich noch nicht so streng und meide ihn weitgehend ebenso wie Industriezucker.

Außerdem:
Vegan leben und essen ist nicht gleichbedeutend mit gesund essen.
Natürlich hat ein Veganer weniger Probleme mit Cholesterin und gesättigten Fetten. Aber Zucker, gehärtete Fette und Weißmehl sind auch vegan.
Wer seine Tofubolognese in 8 EL Öl anbrät oder die Chicken Nuggets aus Sojamedaillons frittiert, damit sie die gleiche Konsistenz wie Fleisch bekommen, der muss auch davon ausgehen, dass die Kalorien und der gesundheitliche Nährwert sich dementsprechend angleichen. Auch sind vegane Fertigprodukte oder Süßkram oder Chips leider nicht weniger kalorienreich, fett- oder zuckerhaltig nur weil „vegan“ drauf steht.

Andersrum jedoch müssen Veganer nicht, wie in vielen Berichten beschrieben wird, ganz genau auf ihre Ernährung achten um keine Mangelerscheinungen zu bekommen. Ganz ehrlich, jeder der schlau genug ist, um in Zutatenlisten zwischen veganen und nicht veganen Produkten unterscheiden zu können, der hat schon mal was von B12 gehört und wird sich auf Dauer um eine Supplementierung kümmern.
Ich persönlich putz meine Zähne mit der B12 Zahnpasta von Santé und kümmer mich ansonsten eher weniger um so etwas. Allerdings bin ich auch erst ein Jahr vegan, Mangelerscheinungen hab ich wenn dann schon davor gehabt.

Nun jedoch zum Wichtigsten beim Umstieg zu vegan – wie kann ich von meinen alten Gewohnheiten wegkommen und von heute auf morgen auf Snicker´s, Chicken Nuggets und McDonald´s verzichten?

Wichtig ist schonmal – streich die Begriffe „ich muss verzichten“ und „ich darf das nicht mehr essen“ – natürlich darfst du! Wer verbietet es dir denn?
Höchstens du selbst. Das wäre dann aber wie bei einer Diät – und da wissen wir ja, kann man nicht ein Leben lang streng Diät machen (wobei es mir manchmal schon so vorkommt, lach). Entweder es macht dir nichts aus, darauf zu verzichten, oder du erlaubst dir gewisse Dinge von Zeit zu Zeit, bevor du das ganze als „Veganerschmarrn“ abhakst und wieder so isst wie vorher.

Niemand urteilt – ausser du selbst.
Leider ist das auch immer der schlimmste Kritiker.
Das ganze letzte Jahr musste ich mir von meinem inneren Kritiker anhören, wie verwerflich es doch ist, dass ich noch Sachen mit Honig esse, meine Wimperntusche noch immer von Jadé und mein Abdeckstift von essence sind, warum ich nicht besser aufpasse, wo doch überall Palmöl drin ist und warum ich nicht bei jeder Firma nachsehe, ob ich sie nicht besser boykottieren sollte, weil sie oder einer ihrer Zulieferer noch Tierversuche tolerieren. Und überhaupt brauch ich mich gar nicht gut fühlen, weil ich vegan lebe, immerhin hab ich noch ganz oft Pizzabrot aus Weißmehl und Oreos und Manner Schnitten gegessen!!!

Warum ist man dann, obwohl man es eigentlich weiß, nicht gleich der perfekte Veganer und Umweltschützer?
Die Antwort darauf ist simpel wie clever: Weil es dann keinen Spaß mehr macht.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem es einem über den Kopf wächst. Man könnte nichts mehr essen oder benutzen, ohne sich schlecht zu fühlen und immer findet man noch etwas. Erst ist Zucker schädlich, dann soll Agavensirup noch schädlicher sein, plötzlich sind gesunde Avocados gar nicht so gesund für den Organismus und eigentlich sind jetzt gesättigte Fettsäuren sogar besser als ungesättigte. Und überhaupt, was ist nun die gesündeste Ernährung? Paleo, High Carb Low Fat oder High Fat Low Carb? Oder Rohkost, 801010, Urkost, was es ned alles gibt?

Wie gesagt – finde deinen Weg! Selbst der kann sich jeden Monat ändern. Als ich mit veganer Ernährung begonnen habe, war es wie ein innerer Zwang, alle veganen Ersatzprodukte auszuprobieren. Was hab  ich an veganem Käse, Würstchen und Fleischersatz weggeworfen oder verarbeitet (je nach Geschmack) und wie enttäuscht war ich am Ende von den meisten Produkten.

Trotzdem war es für mich am Anfang besonders wichtig Fleischersatzprodukte zu testen, Milch- und Sahneersatz zu finden, ganz einfach weil ich noch immer so gekocht habe wie vorher. Mittlerweile haben sich meine Rezepte dem angepasst, was ich esse und nur selten gibt es noch ein traditionelles Gericht mit Ersatzprodukten abgewandelt. Allerdings muss ich dazu sagen, das ich nie ein großer Fan von Hausmannskost war. Gemüse knackig gebraten war für mich immer schon das größere Highlight als Gulasch. Und die paar Gerichte, bei denen Hackfleisch verwendet wird, wie Bolognese oder Chili, da kommt man mit Tofu oder Sojaschnetzeln vom dm aus. Allgemein profitieren vegane Onlineshops mittlerweile weniger von mir, vieles hab ich im letzten Jahr bestellt, ohne es wirklich zu brauchen. Nicht nur Ersatzprodukte, auch Nahrungsergänzungen wie Sunwarrior Protein oder verschiedenste Pülverchen von pure raw wurden irgendwann in der Ecke vergessen. Dafür sind einige Dinge in meinem Alltag hängen geblieben – Flohsamenschalen, Chiasamen und alle möglichen Pflanzenmilchsorten, Nussmuse besonders Tahini und Kokosblütenzucker will ich nicht mehr missen!

Finde also erstmal heraus, wie du vegan in deiner jetzigen Ernährung integrieren kannst, ohne gleich wie bei einer Diät auf alles was du magst verzichten zu müssen. Wenn du Ersatzprodukte brauchst, dann nur zu. Bei vielen Veganern sind die eine große Hilfe beim Umstieg.

Das siehst du z.B. sehr gut auch auf Peter´s Blog „Die Umsteiger“ der sich vom fettigen und superleckeren Schnitzel aus Big Steaks zu frischen selbstgepressten Säften, Rohkost und gesunder Gemüseküche unglaublich verändert hat. Allerdings wird es bei mir ähnlich sein, wenn man meine alten Posts betrachtet.

Wenn du Probleme hast, wie du im Alltag vegan essen kannst, das ist zwar heutzutage kein Problem mehr, manchmal jedoch nicht immer das beste Gericht auf der Karte und wirkt etwas langweilig. Im Notfall gibt es selbst im Biergarten noch Pommes oder Salat, oder eben ne Breze – wobei man bei allen dreien, wenn man es genau wissen will, erstmal nachfragen müsste.

Viele gehen gern asiatisch Essen, wegen Gemüse und Tofu. Leider ist es oftmals recht schwer, aus dem Asiaten raus zu bekommen, ob die Gerichte denn ohne Milchprodukte oder Fischsauce gemacht werden. Nach einigem Magengrummeln hab ich beim Tofu-Curry mit Kokosmilch nochmal genau nachgefragt ob da Sahne oder Milch verwendet wurde… seitdem bin ich sehr skeptisch, wenn ich auf jede Frage ein „Ja Ja“ bekomme.
Sushi dagegen ist einfach, lecker und unkompliziert – allerdings darf man da widerrum nicht allzu kritisch sein, weil du selbst wenn du nachfragst nicht sicher sein kannst, ob die Sushi mit Avocado und Gurke nun mit einem frisch gewaschenen Messer geschnitten wurden.

Mit Verunreinigungen durch Fleisch oder Milchprodukte musst du einfach in jedem omnivoren Restaurant rechnen. Werte es einfach genauso wie die Aufschrift „Kann Spuren von Milchprodukten enthalten“ da ist dann eigentlich nichts drin was mit Milchprodukten zu tun hat, aber es wurde eben im selben Werk produziert wie z.B. die Schokolade mit Milch.

Ich persönlich geh gerne ins Tex Mex Restaurant, Fajitas mit gebratenem Gemüse sind der Hammer! Einfach ohne Käse und statt Sauerrahm mit mehr Guacamole (wenn die ohne Milchprodukte ist) bestellen. Italienisch geht natürlich auch immer – Pizza kann man sich ja mit allem was man will belegen lassen. Lecker ist Vegetariana ohne Käse, Tomate und Ruccola oder einfach ein simples Pizzabrot (die beste Alternative beim Pizzaservice übrigens, einfach zu Hause mit gebratenem Gemüse belegen). In Cafés und Wirtschaften ist auch oft eine baked Potato ohne Sauerrahm mit gebratenem Gemüse und Salat einfach zu haben. Nudeln mit Tomatensauce sind beim Italiener sicher vegan (zur Sicherheit Parmesan abbestellen) und selbst beim Griechen hab ich mit Tomatenreis, Bohnen und verschiedenen Antipasti schon superlecker essen können.

Bei Mcdonalds widerum wird es immer schwerer. Früher war der Latte Macchiato aus dem McCafé mein einziger Grund – heute kann man ausser dem Gartensalat und einer Apfeltüte (die vier Apfelschnitze in Plastik) eh nichts mehr essen. Fehlen tuts mir jedoch gar nicht! Wenn ich Lust auf Burger hab, mach ich die selbst – Bratlinge sind nun wirklich das einfachste Fleischersatzgericht, das man zaubern kann.

Beim Dönerladen um die Ecke hat man keine Probleme, wenn man (siehe letzter Post) Falafel ohne Sauce im Sandwich bestellt, viele größere Stände haben auch eine tolle Auswahl an Salaten, Couscous bzw. Bulgursalat und manchen Veggie Döner (Antipasti und Feta) kann man auch einfach ohne Feta und Sauce bestellen.

Das wars von mir eigentlich mit Vorschlägen zum veganen Umstieg, alles was ihr jetzt noch wissen müsst, hat euch die liebe Claudi von „Claudi goes vegan“ praktischerweise mal zusammengefasst – ein veganes Starterpaket.

Wer gern praktische Tipps für jede Situation haben möchte, dem empfehle ich „ab heute vegan“ und „ab jetzt vegan“, die zwei Bücher richten sich direkt an vegane Neulinge.
 Ansonsten könnt ihr mir natürlich auch immer eine Email schicken, auch wenn ihr nur Hilfe bei einem Rezept, Vorschläge für das Partybuffet oder einfach nur mal auskotzen oder auch ratschen – schreibt mir einfach: vegangreatlife(at)gmail.com (nur wegen Spam so geschrieben, sorry das @ müsst ihr euch einfach reinbasteln).

Alles Liebe und viel Erfolg beim Umstieg,

Sabrina

4 Kommentare:

  1. Hey Sabrina :)
    Vielen vielen Dank für deinen super Post zu meinem Kommentar! Ich kann daraus viele wichtige Informationen mitnehmen. Besonders, dass ich mir meine Fehler nicht soo sehr zu Herzen nehmen sollte; Jeder macht nun mal welche ;) Ich habe mich echt total gefreut, Dankeschön :)
    Lg Lea

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    1. Hi Lea,

      das ist gut, dafür war´s gedacht! Ich fand es das anstrengendste am ganzen vegan sein, dass man immer ein schlechtes Gewissen hatte, obwohl man sich doch eigentlich besser fühlen sollte. Seit ich das überwunden hab genieße ich es endlich auch, vegan zu leben. Das Gefühl wünsch ich dir auch! Alles Liebe, Sabrina

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  2. Cooler Blog! Hab ich mal prompt abonniert.

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    1. Hallo Ines,

      vielen Dank, das freut mich sehr! <3

      Liebe Grüße
      Sabrina

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